Junger Mann mit dem Handy
westend 61/Uwe Umstätter
18. Juni 2024

Das war das fachevent "bipv mit roadshow"

Möglichkeiten und Herausforderungen der Integration von PV in Bauwerken (BIPV) standen im Fokus des gleichnamigen Fachevents am 12. Juni 2024 in St. Pölten – einer Kooperation der Technologieplattform Photovoltaik und des ecoplus Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich. Rund 80 PV-Interessierte und 12 Technologieanbieter kamen zusammen, um einen Einblick in den State of the Art zu erhalten.

BIPV – Herausforderungen und Chancen

Die große Relevanz der Stromgewinnung mittels PV wurde von Hubert Fechner, Technologieplattform Photovoltaik, anhand internationaler Prognosen und nationaler bzw. globaler Klimaschutzziele eindringlich dargestellt. Österreich will 2040 klimaneutral sein und schon 2030 den Strombedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien decken. Photovoltaik hat dabei einen wesentlichen Platz im künftigen Energiemix, im Jahr 2023 wurden erstmals 2,5 GWp an PV zugebaut, bis 2030 sollen es 11 TW sein. Fechner zeigte in seinem Vortrag das große Angebot an ungenutzten Gebäudeflächen, die mittels BIPV aktiviert werden könnten.

Als derzeit konkrete „Herausforderungen“ speziell der BIPV nennt er u.a.:

  • Die PV wird zum Bauprodukt.
  • Die Kosten der integrierten PV sind höher als der additiven PV.
  • Die Austauschbarkeit der BIPV
  • Die Integration erfordert auch Know-how auf Seite von ArchitektInnen und Bauausführenden, nicht nur der Gebäudetechnik.

Fechner: „Es gibt die reale Chance für österreichische Betriebe, sich in Nischen innerhalb des PV-Marktes, insbesondere auf dem Markt für Gebäudeintegration zu positionieren.“

Technologien sind verfügbar, die Gestaltungsfreiheit ist hoch

Gabriele Eder vom OFI gab in ihrem Vortrag einen Überblick auf Gestaltungsmöglichkeiten mit BIPV und einen Einblick in aktuelle Entwicklungen.

Zu unterscheiden sind im Wesentlichen 2 Zelltypologien: (a) Module mit kristallinen Si-Solarzellen und (b) Module mit PV-aktiven Dünnschichten. Während erstere ihr physikalisches Limit bei 33% Wirkungsgrad haben, steigen die Effizienzen bei zweiteren derzeit rasch. Multi-Junction Zellen weisen bereits einen Wirkungsgrad > 46% im Labor auf. D.h. fast alle Gebäudeflächen werden damit attraktiv für BIPV.

Vom Erscheinungsbild gibt es bereits eine hohe Varianz hinsichtlich Formate, Aufbau, Materialien, Farbgebung: Glas-Glas-, Glas-Folien-, Bifaciale, All-Black-Module, polymere Folien und Harze als Frontsheets (leicht, flexibel), Farbdrucke auf Glas, Beschichtungen der Zellen etc.. Eder: „PV-Module müssen nicht immer rechteckig, blau/schwarz und starr sein.“

Do's and Dont's bei BIPV-Projekten

Dieter Moor, arconsol, ging auf die Do´s and Dont´s bei der Planung und Umsetzung von BIPV ein. Die größten Unterschiede zwischen PV und BIPV sieht er in den Design-Optionen, in den zu beachtenden zusätzlichen Baunormen bei BIPV (v.a. bzgl. Brandschutzanforderungen), in der Orientierung, Neigung und Verschattung sowie bei den Kosten. Bei letzterem besteht eine weite Range je nach Budget und Gestaltungswunsch.

Der Planungsprozess weist i.d.R. einen digitalen Workflow auf: für Erstsimulationen und -abschätzungen sind 3D-Modelle inkl. Nachbarbebauungen üblich, die Paneele folgen der Gebäudegeometrie. Die Detailplanung erfolgt in BIM-Software. Für die Ausschreibung und Werkplanung sind die Paneele, das Montagesystem und die elektrotechnische Einbindung zu definieren.

Do´s sind für Moor: Kooperationen eingehen, möglichst frühe Planung, richtige Abfolge der Schritte, Lösen der Schnittstellen, durchgängiges Qualitätsmanagement, passende Lieferanten- und Materialwahl.

Dont´s: Verschattung, überzogene Erwartung, Überschuss an PV-Strom, unterschiedliche Auffassungen der Beteiligten, rein preisgetriebene Projekte, Normen nicht berücksichtigt, fehlende Gesamtsicht aufs Projekt.

Fazit: eine kooperative Projektabwicklung in Form einer frühzeitigen Zusammenarbeit von Architektur-, Fachplanern, Lieferanten und Ausführenden ist ein wesentlicher Erfolgsgarant für ein BIPV-Projekt.

Best Practise Beispiele vor dem Vorhang

Wie Good Practise-BIPV-Umsetzungen aussehen können, zeigten wir anhand von 3 sehr unterschiedlichen und gleichzeitig innovativen Beispielen. Dieter Moor interviewte dafür die Projektbeteiligten.

Daniel Gutlederer, ertex solartechnik, stellte das Wohnhausprojekt Talstraße in der Schweiz vor. Herausragend war hier die harmonische architektonische PV-Fassade sowie das von Anfang an integrativ geplante und ausgeführte Gesamtenergiekonzept.

Lucas Silhanek, smobi, präsentierte die ungewöhnliche Projektentwicklung und Umsetzung der PV-Fassade des Getreidesilos in Engelhartstetten. Der Verein Silosophie erarbeitete ein Projekt inklusive Finanzierung und suchte erst danach einen motovierten Investor. Die PV-Anlage war speziell auf das Modul eines Herstellers konzipiert, was zwar sehr wirtschaftlich aber auch risikoreich hinsichtlich Lieferverlässlichkeit war.

Florian Denk, anywhere solar, machte den Abschluss mit einem Carportprojekt in Ried. Hier wurde ein optisch ansprechendes modulares Baukastensystem umgesetzt, welches gleichzeitig auch die Ladeinfrastruktur für E-Mobilität integriert.

PV-Systemanbieter in der Roadshow

Folgende Unternehmen präsentierten im Zuge der Roadshow ihre Systemlösungen und Dienstleistungen vor Ort – quasi zum „Angreifen“:

Feedback der Teilnehmenden

Ein Teilnehmender: „Danke für die kompakte, abwechslungsreiche und sehr informative Veranstaltung! Nicht nur Theorie, sondern ganz viel Praxis!“

Ein Sachverständiger des Landes NÖ: „Unglaublich, wie viele neue Technologien es gibt, mit denen wir in der Praxis bisher noch nicht zu tun haben!“

Ein Aussteller: „Sehr erfolgreiche Veranstaltung, wir haben viele spannende Kontakte geknüpft!“

Sie wollen mehr über BIPV erfahren?

Im Seminar "Integrierte Photovoltaik für die Bauwelt" erfahren Sie, worauf es bei der Planung und Errichtung von bauwerksintegrierter Photovoltaik (BIPV) ankommt, was zu beachten ist und welche marktgängigen Lösungen es bereits gibt.

Termin: Donnerstag, 19.09.2024, 09:00 – 16:30 Uhr, St. Pölten

Aktuelle Fördermöglichkeiten

  • EAG-Investitionszuschuss für PV und Stromspeicher (ÖMAG)
  • EAG-Marktprämie für eingespeisten PV-Strom (ÖMAG): ersetzt die OeMAG-Tarifförderung; ist anwendbar für: PV-Neuanlagen/Erweiterungen > 10 kWp, Höchstwert für die Gebotstermine 2024 und 2025: 8,98 Cent/kWh, PV-Anlagen am Gebäude, auf Infrastruktur und im Freiland; nicht kombinierbar mit EAG-Investitionszuschuss
  • aws IÖB-Toolbox: öffentliche Beschaffer erhalten bis € 100.000,- für die Anschaffung von IÖB-gelisteten innovativen Produkten und/oder Dienstleistungen.
  • Muster- und Leuchtturmprojekte Photovoltaik (KPC): Im Rahmen dieser Förderungsaktion werden Investitionen in die Planung und Errichtung von innovativen PV-Anlagen größer 10 kWp bis 5 MWp für Betriebe gefördert. Stromspeicher können Teil des Projektes sein und können mitgefördert werden.
  • PV-Überdachung von Parkplätzen in NÖ (Land NÖ): Gefördert wird die Errichtung von netzgebundenen Photovoltaikanlagen als Überdachung von bestehenden, befestigten und gleichzeitig kostenlos sowie frei zugänglichen Parkplätzen in Niederösterreich.

Interview mit Daniel Gutlederer, ertex solartechnik GmbH

TIPP: „Photovoltaik kann mehr als nur Energie gewinnen“ – Interview mit Daniel Gutlederer, ertex solartechnik

Hier gelangen Sie zum Interview.

Event-Nachschau

Hier gelangen Sie zur Bildergalerie des Fachevents "BIPV mit Roadshow".

Ihr Kontakt für weitere Rückfragen:

Martin Huber

Projektmanager Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich
E: m.huber@ecoplus.at
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