Microplexfood – wie viele mikroplastikpartikel
findet man in komplexen lebensmitteln?
Kunststoffe begleiten uns jeden Tag. Sie sind weder aus der Wirtschaft noch aus dem persönlichen Alltag wegzudenken. Sie sind leicht, schützen unsere Lebensmittel vor Verderb und werden zunehmend rezykliert.
Durch diese intensive Verwendung entstehen jedoch Zerfallsprodukte, die unsere Ökosysteme vor immer größere Herausforderungen stellen. Angenommen wird, dass Mikroplastik (MP), d.h. kleine Kunststoffpartikel zwischen 5 mm und 1 µm, überall in unserer Umgebung vorkommen. Auch in unseren Lebensmitteln?
Zielsetzung des Projekts
Im Vorläuferprojekt „microplastic@food“ haben namhafte Wissenschaftler aus Österreich und Deutschland versucht, eine valide Methode zu entwickeln, um die 14 gängigsten Kunststoffe (PP, PE, PVC, PU, PET, PS, ABS, PA, PC, PMMA, PAN, PLA, PMDS und PVPP) bis 1 µM zweifelsfrei nachzuweisen.
Im neuen CORNET Projekt „MICROPLEXFOOD“ werden neben trüben Fruchtsäften auch komplexere Lebensmittel wie Milch-, Fisch- und Fleischprodukte untersucht. Will man Mikroplastikpartikel zerstörungsfrei nachweisen, muss man statt Säuren und Laugen ein schonendes Aufschlussverfahren verwenden. Dazu nutzt man Enzyme: Proteasen spalten Eiweiß in Aminosäuren auf und Lipasen zerlegen Fette. Da diese enzymatischen Aufschlussprozesse sehr langsam sind, wird stufenweise versucht, die störende Lebensmittelmatrix abzubauen und zu entfernen. Nach einer Kontrollmessung mittels FTIR oder Raman Spektroskopie wird mit einer Machine-learning Software die Auswertung ermöglicht. Jedenfalls müssen Matrixeffekte oder dreidimensionale Überlagerungen von Kunststoffteilchen durch organische Lebensmittelreste vermieden werden.
Ziel des Projekts ist es, potentielle Eintragungsquellen von Mikroplastik in komplexe Lebensmittel zu identifizieren (z.B. Prozessumgebung, Rohmaterialien, Verpackung, Endprodukt) und geeignete Vermeidungsmaßnahmen abzuleiten.
Das ermöglicht es den beteiligten Unternehmenspartnern proaktiv für noch mehr Qualität und Sicherheit ihrer Lebensmittel zu sorgen.
Projektinhalte
Im ersten Projektjahr wird die Lebensmittelversuchsanstalt LVA versuchen, für die verschiedenen Lebensmittelgruppen enzymatische Aufschlussverfahren zu entwickeln. Die Forschungspartner Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI Wien), Universität Bayreuth (UBT) und das Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden (IPFDD) verfeinern die im Vorgängerprojekt entwickelte Messmethode inkl. Adaptierung der Auswertesoftware für komplexe Lebensmittelmittel.
Im 2. Projektjahr werden reale Lebensmittelproben der Unternehmenspartner untersucht. Um Rückschlüsse auf die einzelnen Lebensmittelhersteller zu vermeiden, werden ähnliche Proben in Fallstudien zusammengefasst und die Ergebnisse anonymisiert veröffentlich.
- Trübe Getränke
- Milch- und Milchprodukte
- Fleisch- und Fischprodukte
- Weitere (Tee, Gewürze, Gebäck)
Mögliche Maßnahmen zur Vermeidung von Mikroplastikeintrag in den verschiedenen Lebensmittelgruppen werden in einer „Guideline“ zusammengefasst und veröffentlicht werden.
Projektpartner
Unternehmenspartner aus Österreich und Deutschland
33 Hersteller von Lebensmittel und Verpackungen, sowie Abfüller und Verbände aus Österreich sowie weitere 32 Unternehmenspartner aus Deutschland.
Forschungspartner aus Österreich und Deutschland:
- Lebensmittelversuchsanstalt Klosterneuburg
- Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden
- Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik
- Universität Bayreuth
Projektlaufzeit & Finanzierung
- Umsetzung als CORNET II – Collective Research Networking Projekt im Zeitraum 10/2023 bis 09/2025.
Dieses Projekt wird in Österreich aus Mitteln der FFG gefördert.