Stolreg – kontrolle von stolbur phytoplasma erregern im
kartoffel-, gemüse-, zuckerrüben- und weinbau
Von Stolbur befallene Nutzpflanzenkulturen haben in den letzten, heißen Sommern große Ausfälle zu verzeichnen. Die Ertragseinbußen – bis hin zu einem Totalausfall einzelner Felder – resultieren für den betroffenen Betrieb in einem enormen wirtschaftlichen Schaden.
Bei der Übertragung der Phytoplasmen spielt die Windenglasflügelzikade (Hyalesthes obsoletus) eine Hauptrolle. Sie fliegt von den Wirtspflanzen Ackerwinde und Brennnessel in die benachbarten Kulturen, wobei der Infektionszyklus bei Kartoffel, Gemüse, Zuckerrübe und Wein sehr ähnlich ist. Eingriffe zum Infektionsschutz der Kulturen sind aufgrund des Verbreitungsgebietes der Wirte und Zwischenwirtspflanzen schwierig.
Zielsetzung des Projekts
Für eine erfolgsversprechende Strategie gegen Stolbur übertragende Insekten sind unterschiedliche Bausteine notwendig und werde im Konzept des integrierten Pflanzenschutzes zusammengefasst. Noch komplexer wird das Forschungsvorhaben, da inzwischen in Süd- und Ostösterreich verschiedene neue Zikadenarten (Reptalus quinquecostatus, Pentastiridius leporinus) auftreten, die auf unterschiedlichen Wirtspflanzen wie Winterweizen und Schilf ihre Eier ablegen. Letztere fliegen in Zuckerrübenkulturen und verursachen das Syndrome Basse Richesses (SBR).
Je nach klimatischen Verhältnissen sind zudem die Nutzpflanzen z.B. hitzegestresst und daher anfälliger gegenüber Stolbur. Insbesondere im Kartoffelbau wurden auch verschiedene Sorten getestet, die resistenter gegen Stolbur sein sollten.
Neben einem Monitoring der Zikaden und deren Flugverhalten wurden v.a. mechanische Barrieren getestet, um den Einflug der Zikaden in die Kulturen zu dokumentieren und ggf. ein Warnmodell aufzubauen. Außerdem wurde versucht, Resistenzen gegen Stolbur-Phytoplasma zu übertragen oder mittels Repellents das Saugverhalten der Zikaden zu stören.
Im Branchenprojekt StolREG arbeiteten Wissenschaftspartner eng mit Bauern, Verbänden und Lebensmittelerzeugern zusammen. Auf internationaler Ebene findet ein reger Austausch statt, da v.a. 2024 Kartoffel- und Zuckerrübenbauern in Deutschland stark von Stolbur bzw. SBR betroffen waren.
Projektinhalte
In drei Projektjahren werden in sechs verschiedenen Arbeitspaketen jeweils Anbauversuche bei Kartoffel, Gemüse und Zuckerrüben geplant und bonitiert. Dies erfolgt überwiegend in Gebieten ohne Bewässerung. Ein Vergleich mit verschiedenen Bewässerungstechniken wird nur im Kartoffelbau in Niederösterreich durchgeführt. Im Weinbau d.h. bei mehrjährigen Pflanzen werden überwiegend Maßnahmen zur Randstreifenbewirtschaftung sowie Begrünungskonzepte in der Fahrgasse und Unterstockbereich getestet.
In allen Kulturen werden begleitend Boden- und Luftsensoren aufgestellt, um den Zikadenflug in Abhängigkeit von Temperatur und Luftfeuchte zu beobachten. Die erhobenen Daten werden mit dem Viti-Meteo-Warnsystem verglichen, um dessen Einsatz zur Prognose von Stolbur-Infektionen zu testen.
Außerdem werden mittels Larven bzw. adulten Zikaden Übertragungsversuche auf die Modellpflanzen Catharanthus durchgeführt. Infizierte Pflanzen sind leicht an den Farbveränderungen der Blüte zu erkennen.
Neben der phänotypischen Bonitur werden alle Proben am AIT Tulln auch durch molekularbiologische PCR Untersuchungen begleitet. Nur dadurch kann sichergestellt werden, dass es sich um Stolbur-Phytoplasmen handelt und keine anderen Pflanzenkrankheiten vorliegen. Der Infektionsgrad der Zikaden liegt derzeit bei 25%, wobei die Übertragungszeit durch Saugen an den Blättern der Nutzpflanzen lediglich 1-2 Stunden dauert.
Alle Ergebnisse werden über Publikationen, Tagungen und Workshops der Landwirtschaftskammern, der Weinverbände sowie dem Lebensmittel Cluster Niederösterreich verbreitet.
Projektpartner
Wissenschaftspartner:
- AIT Austrian Institute of Technology GmbH
- HBLAuBA Klosterneuburg
- Weinbauschule Krems
- Bundesamt für Weinbau, Eisenstadt
- Landwirtschaftskammer Steiermark, Weinbau
- Landwirtschaftskammer Niederösterreich (Abteilung Gemüse und Kartoffel)
- Niederösterreichische Saatbaugenossenschaft NOES
- Prischink GmbH
- Landwirtschaftliche Fachschule Obersiebenbrunn
- AGES - Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
- Ökoteam - Inst.f.Tierökologie und Naturraumplanung OG
- biohelp - biologischer Pflanzenschutz-Nützlingsproduktions-, Handels- und Beratungs GmbH
- IoT Systems GmbH
20 Unternehmenspartner aus Österreich, Deutschland und Holland aus dem Kartoffel-, Gemüse- und Zuckerrübenanbau, Weinbauverbände sowie Hersteller von Pflanzenschutzmittel.
Wirtschaftspartner und Verbände:
- Agrana Research & Innovation Center
- Kelly Ges.m.b.H.
- Lamb Weston Austria GmbH
- 11er Nahrungsmittel GmbH
- RWA Raiffeisen Ware Austria AG
- PUR Bioprodukte Vertriebs GmbH
- Biohof Niedermayer
- Bauer Kartoffel GmbH
- LAPRO Landesprodukten HandelsgmbH
- EZG Bauernerdäpfel GmbH
- IGE Interessensgemeinschaft Erdäpfel
- Weinbauverband Niederösterreich
- Weinbauverband Burgenland
- Weinbauverband Steiermark
- Bayer Austria Ges.m.b.H.
- Kwizda Agro GmbH
- Syngenta GmbH
Projektlaufzeit & Finanzierung
- Das FFG Collective Research Branchenprojekt StolREG wird im Projektzeitraum von 01.10.2021 bis 30.4.2025 durchgeführt.
- Diese Projekt wird aus Mitteln der FFG gefördert.