Junger Mann mit dem Handy
westend 61/Uwe Umstätter
13. Juni 2024

Interview mit bäckerei hager — geplaudert mit wolfgang hager

Die Bäckerei Hager versorgt die St. Pöltner Bevölkerung und das Umland seit über 100 Jahren mit Backwaren. Ein traditionelles Familienunternehmen, welches mit viel Engagement nachhaltige Ideen umsetzt. Wir haben Wolfgang Hager zum Interview getroffen.

Lieber Herr Hager, Nachhaltigkeit spielt im Unternehmen Hager eine zentrale Rolle im täglichen Arbeiten. Ihr Engagement im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit sticht hier besonders heraus. Wie werden Ihre Bestrebungen seitens Kundinnen und Kunden angenommen? Welche Themen liegen Ihnen persönlich sehr am Herzen?

Wolfgang Hager: Nachhaltigkeit sehen wir bei der Bäckerei Hager vor allem als langfristige Partnerschaft. Unser Fokus liegt darauf, unsere Region – Niederösterreich – zu stärken und die Menschen hier bestmöglich zu unterstützen. Dieses Engagement wird von unseren Kundinnen und Kunden sehr positiv aufgenommen. Viele schätzen es, dass wir lokale Produkte verwenden und aktiv zur regionalen Wirtschaft beitragen.

Ein konkretes Beispiel dafür ist unser Getreide, das wir aus unmittelbarer Nähe beziehen. Die Stöber Mühle liefert uns hochwertiges Getreide, das speziell für uns angebaut wird. Diese kurzen Transportwege schonen nicht nur die Umwelt, sondern stärken auch die lokale Landwirtschaft und garantieren höchste Qualität.

Unser Ziel ist es, die Region zu stärken und gleichzeitig den Menschen hier ein Stück Heimat in Form von hochwertigen und nachhaltigen Backwaren zu bieten. Wir sind stolz auf unsere Wurzeln und möchten diese durch unser tägliches Handeln bewahren und fördern.

Veränderungen beim Klima stellen den Getreideanbau und damit natürlich auch die Bäcker vor besondere Herausforderungen. Wie gehen Sie in Ihrem Unternehmen damit um und wie schätzen Sie die Entwicklungen in den kommenden Jahren ein?

Wolfgang Hager: Die Anpassung der Getreidesorten spielt eine große Rolle in unserer Strategie. Wir setzen wieder verstärkt auf alte Sorten und lassen hochgezüchtete Sorten weg. Dadurch ist der Ertrag pro Hektar zwar niedriger und die Preise höher, aber die Qualität steigt deutlich. Diese Maßnahmen sind notwendig, um den klimatischen Veränderungen zu begegnen und nachhaltige Backwaren zu produzieren.

Zahlreiche rechtliche Neuerungen zur Dokumentation der Lieferkette, der Transparenz im Bereich der CO2-Dokumentation oder der im Unternehmen eingesetzten Verpackungsmaterialien werden in den kommenden Jahren für österreichische Unternehmen relevant. Wie bereiten Sie sich darauf vor und welche Chancen sehen Sie für österreichische Unternehmen der Backwarenbranche im Hinblick auf diese Rahmenbedingungen?

Wolfgang Hager: Wir sehen Nachhaltigkeit nicht nur als Bürde, sondern auch als Marketingchance. Durch die Beschäftigung mit diesen Themen suchen wir aktiv nach Alternativen, die sowohl unserem Unternehmen als auch der Umwelt zugutekommen. Ein Beispiel ist unser Fokus auf Mehrwegverpackungen. So können wir uns nicht nur umweltfreundlicher positionieren, sondern auch wirklich einen positiven Beitrag leisten.

Das Unternehmen ist bereits in der k. u. k. Monarchie gegründet worden. Welches Rezept ist das älteste im Unternehmen? Wie haben sich Geschmack und Erwartung der Konsumentinnen und Konsumenten in den letzten 120 Jahren beim Brot verändert?

Wolfgang Hager: Unser ältestes Rezept ist der "Gemischte Wecken" – ein Roggen-Weizen- Mischbrot, das wir im Laufe der Zeit an die modernen Ansprüche angepasst haben. Heute sind unsere Brote hochwertiger und bleiben länger frisch. In den 90er Jahren erweiterten wir unser Sortiment, ab 2000 setzten wir verstärkt auf extreme Frische und ab 2010 kamen spezielle Sorten wie vegane, laktosefreie und glutenfreie Brote hinzu. Seitdem ist der Bäcker auch zunehmend zum Gastronomen geworden.

Wenn Sie sich Themen für ein mögliches Kooperationsprojekt wünschen könnten, welche Inhalte wären das?

Wolfgang Hager: Wir würden uns über Kooperationen freuen, die unsere Kernthemen – Regionalität, Tradition und Handwerk – unterstützen und nach außen tragen. Der Austausch mit anderen Unternehmen zu wichtigen Zukunftsthemen, wie der verantwortungsvolle Umgang mit Energie, das Verfassen von Nachhaltigkeitsberichten, die Einführung von Mehrwegsystemen, soziales Engagement rund um das Unternehmen oder die Umsetzung einzelner Schritte im Bereich Digitalisierung bieten eine zentrale Grundlage um auch in den kommenden Jahren mit neuen Produkten und Dienstleitungen Kundinnen und Kunden zu begeistern. Solche Projekte helfen uns, unsere Werte zu vermitteln und gemeinsam etwas Besonderes zu schaffen.

Vielen Dank für das Interview!

Ihr Kontakt für weitere Rückfragen:

Katharina Wörndl

Projektmanagerin
E: k.woerndl@ecoplus.at
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