Das war der 5. bim stammtisch
Vom Laserscan zum BIM-Modell
Die digitale Bestandsaufnahme von Gebäuden unter dem Motto „Vom Laserscan zum BIM-Modell“ stand im Fokus des 5. BIM Stammtisches des ecoplus Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich.
70 Interessierte aus allen Bereichen der Baubranche fanden sich zum Austausch mit BIM- und Scan-Expertinnen und -Experten ein. Bei der klassischen BIM Stammtisch-Frage nach der BIM-Erfahrung stuften sich die meisten als „Einsteiger“ ein. „Wann wird BIM relevant für unser Unternehmen?“ beantwortete mehr als die Hälfte der Teilnehmenden mit „BIM ist bereits relevant“.
Die Fachinputs
Michael Larisch / SIDE GmbH berichtete über den aktuellen Stand von BIM in Österreich, der EU und darüber hinaus.
Am richtungsweisendsten für Österreich ist das Projekt BRISE der Stadt Wien. Dabei geht es um die „echte“ digitale Baueinreichung mittels eines BIM-Modells. „BIM“ wird für die inhaltliche Einreichung, „KI und Legal-Tech“ für die Prüfung und „Augmented Reality“ für die Visualisierung eingesetzt.
Was Österreich mit der EU verbindet sind die Standardisierungs-Aktivitäten von buildingSMART, vor allem hinsichtlich der BIM Leistungsbilder und der entsprechenden Qualifizierungen. Deutschland hat einen Masterplan zur Umsetzung von BIM in mehreren Stufen, die bis 2027 umgesetzt werden sollen.
Ein weiterer Hebel für die Umsetzung von BIM ist die EU Taxonomie Verordnung, weil BIM-Modelle hervorragend dazu geeignet sind, alle Informationen für das Nachhaltigkeitsberichtswesen zu dokumentieren.
Aus der Sicht von Michael Larisch wird auch Künstliche Intelligenz die workflows wesentlich beeinflussen und die Arbeit von Planenden und Ausführenden weiter unterstützen.
Hanspeter Schachinger / BIMCOS e.U. stieg konkret in das Thema „digitale Bestandsaufnahme“ ein und zeigte anschaulich, wie in einem digitalen Workflow aus einer Punktwolke ein BIM-Modell generiert werden kann. Schon alleine die Überprüfung von analogen Bestandsplänen mittels eines auf einem Laserscan basierenden Gebäudemodells bringt je nach Gebäude oft einen wesentlichen Qualitätssprung. So ist einfach sichergestellt, dass die Grundlage für eine weitere Planung tatsächlich die Realität abbildet, was bei Bestandsplänen nicht immer der Fall ist.
Hanspeter Schachinger ist überzeugt, dass die Auswertung von Punktwolken und die automatisierte Überführung in ein BIM-Modell ein großes Entwicklungspotential birgt.
Erich Kotroczo / Cloud NYNE GmbH beschäftigt sich mit der automatisierten Punktwolken-Konvertierung zu einem BIM-Modell – das Unternehmen Cloud NYNE hat er dazu gerade erst gegründet. Um aus Punktwolken verlässliche BIM Modelle abzuleiten, muss die KI aktuell mit sehr vielen Beispielen trainiert werden. Laut Erich Kotroczo ist nur durch die Unterstützung mit KI die massenhafte Erstellung von Datengrundlagen zur notwendigen Verdoppelung der Sanierungsrate realistisch möglich.
Die ROADSHOW
Bei den Infoständen von Technologiegebenden und Anwendenden rund um das Fokus-Thema „digitale Bestandsaufnahme“ konnten sich die Teilnehmenden einen Überblick über den Technologie-Status Quo holen:
RIEGL Laser Measurement Systems GmbH – 3D-Laserscanner für die digitale Bestandsaufnahme
Leica Geosystems Austria GmbH – Vermessungsgeräte für die digitale Bestandsaufnahme
Vermessung Schubert ZT GmbH – Full-Service rund um die digitale Bestandsaufnahme
Ingenieur Studio HOLLAUS – vom digitalen Baumanagement zum digitalen Bestandsmanagement mit 360°-Bildaufnahmen
Looom GmbH – Systemlösungen für die Gebäudedigitalisierung
Good Practises: Mit BIM zum Geschäftsmodell
Im Zuge einer Interview-Runde berichteten drei Partner aus BIM Coachingprojekten des Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich, wie sie das erhaltene BIM-Know-how im eigenen Unternehmen umsetzen.
Werner Koizar / Ing. Werner Koizar hatte vor seiner Teilnahme am Coaching Projekt „BIM Basic“ keinerlei BIM-Wissen. Nach den 7 Workshops und dem parallelem Ausprobieren und Anwenden fühlt er sich kompetent, um ein reales BIM-Bauprojekt zu bearbeiten. Aufbauend auf sein erworbenes BIM-Wissen, eignete sich Werner Koizar die Kompetenz zur BIM-Modellerstellung auf Basis von selbst aufgenommenen Punktwolken an. Darauf aufbauend hat er als neue Dienstleistung die „digitale Bestandsaufnahme und BIM-Modell-Erstellung“ in seine Geschäftstätigkeit inkludiert.
Roland Maurer / Gnant GmbH hatte im BIM Coaching Projekt das Ziel, Objekte und Modelle um Informationen anzureichern und Daten richtig zu mappen. Er sieht die Zukunft nicht nur in der BIM-gestützten Maschinensteuerung sondern vor allem bei der Echtzeiterkennung und Verknüpfung von Materialklassen, die in Echtzeit von Baumaschinen aufgenommen werden. Dies bedeutet einen wesentlichen Schritt hin zu einem vollständigen automatisierten digitalen Prozess der Datenerfassung. So kann nicht nur die Dokumentation sondern vor allem die Leistungsabrechnung wesentlich effizienter abgewickelt werden.
Für Harald Mezler-Andelberg / Lindner Group gab das absolvierte BIM Coaching Projekt den Ausschlag für die Entwicklung des Doppelboden-Rastertools, mit dem die Rasterung, Elementierung und Ausgabe einer IFC-Datei von Doppelboden-Elementen- und -Bestandteilen raumweise nun automatisiert möglich ist. Die Elemente können vom Planenden somit in ein open-BIM Modell überführt werden. Zusätzlich ermöglicht das Tool eine signifikante Effizienzsteigerung in der Planung von großvolumigen Doppelböden-Bauprojekten.
Neues BIM Coaching Basic Projekt und Praxisseminar zur digitalen Bestandaufnahme im Cluster geplant
Für alle Interessierten an digitaler Bestandsaufnahme und BIM stellten Michael Larisch / SIDE GmbH und Martin Huber / ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH neue Cluster-Projekte vor.
Das geförderte Kooperationsprojektangebot „BIM Coaching Basic“ ermöglichen insbesondere KMU der Baubranche einen effizienten Einstieg in das Arbeiten mit BIM auf Basis von deren individuellen Anforderungen. Unternehmen entsenden dabei je 1-3 Mitarbeitende in das Coaching Projekt und holen sich mittels Learning-by-doing anhand realer Workflows ihr BIM-Basis-Know how.
Das neue Praxisseminar „Digitale Bestandsaufnahme von Gebäuden“ richtet sich an alle interessierten Planenden, Ausführenden und Betreibenden, die sich mit Bestandsgebäuden befassen. Die Inhalte dieser dreitägigen Qualifizierung sind Punktwolkenerfassung, Ableitung des digitalen Gebäudemodells und der Ausblick in die Möglichkeiten der automatisierten Modellerstellung.
Netzwerken inklusive
Vor, zwischen und nach dem offiziellen BIM Stammtisch Vortragsprogramm gab´s – wie immer bei Cluster-Events – ausreichend Möglichkeit für die Teilnehmenden fürs Networking.