Das war der 4. bim stammtisch
Knapp 100 Interessierte aus allen Bereichen der Baubranche trafen sich am 4. BIM Stammtisch des Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich zum Austausch mit BIM-Experten/innen.
Themen der Vorträge
Kurzvorträge aus der Sicht von Auftraggebern und Planenden beleuchteten Best Practise-Bauprojekte mit BIM-Anwendung aus NÖ von verschiedenen Seiten.
- Sabine Hruschka berichtete über die Erfahrungen und die zukünftigen Ausrollung von BIM in der ASFINAG.
- Drei Experten der FCP Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH präsentierten einerseits aktuelle Planungsprojekte sowie andererseits Erkenntnisse aus dem Vergleich zwischen konventioneller und „BIM-gestützter“ Projektabrechnung.
- Michael Larisch von SIDE GmbH demonstrierte einen „Walkthrough“ – die durchgängige BIM-Anwendung in einem beispielhaften Bauprojekt.
- Christoph Degendorfer von BIM SPOT GmbH berichtete über die Notwendigkeit eines übergeordneten BIM-Managementtools für den gesamten Projektablauf.
- Martin Huber stellte die aktuellen und geplanten BIM-Aktivitäten des Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreichs vor und wie Unternehmen, insbesondere KMU, davon profitieren können.
Die traditionellen BIM-Themenstammtische wurden für intensive Detailgespräche und Diskussionen mit den vortragenden Experten und Expertinnen genutzt.
Erkenntnisse und Erfahrungen von BIM-AnwenderInnen
Neben den technischen Möglichkeiten zur Effizienz- und Qualitätssteigerung betonten vor allem die Experten/in von FCP, dass die wichtigste Voraussetzung für ein erfolgreiches BIM-Projekt das Aufbauen von Vertrauen unter allen agierenden Partnern ist. Die vermehrten Möglichkeiten komplexe Bauabläufe grafisch darzustellen, sind nach den Erfahrungen der BIM-Anwender/innen eine wesentliche Unterstützung sowohl für die Kommunikation mit Auftraggebern als auch in der Arbeitsvorbereitung der ausführenden Firmen.
„Eine Kote fehlt immer!“
Sehr aufschlussreich war Frank Mettendorffs vergleichende Analyse eines ausgewählten Abrechnungsprozesses im Hochbau. Detailliert wurden alle einzelnen Arbeits-, Abstimmungs- und Freigabeschritte sowohl bei konventioneller als auch bei der BIM-gestützten Abrechnung zeitlich dokumentiert. Das Ergebnis war eindrucksvoll: die BIM-gestützte Abrechnung war wesentlich zeitsparender als die konventionelle Methode. Zusätzlicher Effekt bei der Anwendung von BIM in der Abrechnung ist, dass es wesentlich weniger Konfliktpotential bei der Leistungsfeststellung gegeben hat.
Der klassische Fall auf der Baustelle hinsichtlich Informationen aus 2D-Plänen, Stichwort „Eine Kote fehlt immer!“, wird durch den Einsatz des digitalen Gebäudemodells auf der Baustelle verhindert. Statt in Unmengen an Plänen zu suchen und fehlende Informationen manuell rauszumessen, steht die gesuchte Information nach ein paar Mausklicks im digitalen Modell zur Verfügung.
Bei vielen Vorteilen von BIM in der Abrechnung gibt es aber auch noch gravierende Herausforderungen zu lösen. Die Vereinfachungen der traditionellen Einzelpositionsabrechnung verkomplizieren (unnötigerweise) die BIM-Abrechnung. Als Beispiel führte Frank Mettendorff eine Betonwandscheibe mit verschieden Öffnungen an, die für die konventionelle Abrechnung in zig verschiedenen Leistungspositionen aufgeteilt werden muss.
„Tun statt Reden!“
Alle Experten waren sich einig, dass durch BIM die Transparenz von Bauprojekten wesentlich verbessert wird und so ein wirtschaftlicheres und qualitativ hochwertigeres Bauen möglich werden kann.
Christoph Degendorfer beendete die Reihe der Vorträge mit einem beherztem Appel, dem sich alle anschlossen: „TUN STATT REDEN!“.
Josef Bichler von der NÖ Baudirektion war zwar krankheitsbedingt entschuldigt, ließ aber ausrichten, dass das Land NÖ als Bauherr in den nächsten 3-5 Jahren alle Neubauprojekte vom Entwurf bis zur Betriebsführung in BIM abwickeln wird.
Next Step: Konzeption eines weiteren BIM-Qualifizierungsprojektes
Der Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich konzipiert gemeinsam mit BIM-Experten aktuell ein weiteres Kooperationsprojekt zur Implementierung von BIM in Unternehmensprozesse. Unternehmen, insbesondere KMU, sollen vorbereitet sein, wenn Building Information Modeling seitens des Auftraggebers verlangt wird.
Im Kooperationsprojekt wird anhand einer fiktiven oder realen Bauplanungssituation BIM-Know-how ermittelt und Erfahrungen generiert – maßgeschneidert auf die teilnehmenden Unternehmen, mit ihren eigenen MitarbeiterInnen, mit ihren Software-Produkten, abgestimmt auf ihre Prozesse.
Inhaltliche Details entnehmen Sie der Projektskizze.
Alle am Bau beteiligten Unternehmen sind bei entsprechendem Interesse eingeladen, an der Gestaltung der Projektinhalte mitzuwirken, damit ihre Bedarfe adressiert werden können.
Hierzu lädt der Cluster zu einem entsprechenden Projektkonzept-Workshop „BIM_forward“ am 12.2.2020 von 14:00 bis 17:30 Uhr in St. Pölten ein. Der Workshop ist kostenfrei, eine verbindliche Anmeldung ist bis 7.2.2020 erforderlich – Details zum Workshop siehe Link.