Clusterpartner im Fokus: Wolfgang Brillmann, Geschäftsführer der soogut-Sozialmarkt GmbH
Mit siebzehn Standorten und zehn mobilen Verkaufsstellen in Niederösterreich und dem Burgenland sowie in Westösterreich verbinden die soogut Sozialmärkte soziales Engagement mit nachhaltigem Wirtschaften. Überschüssige, aber einwandfreie Lebensmittel erhalten eine sinnvolle Weiterverwendung, indem sie armutsgefährdeten Menschen einen leistbaren und vor allem selbstbestimmten Einkauf ermöglichen. Für Lebensmittelerzeuger bedeutet eine Partnerschaft mit soogut, wertvolle Ressourcen bestmöglich zu nutzen und aktiv soziale Verantwortung zu übernehmen. Sie helfen, Existenzen zu sichern und stärken zugleich das nachhaltige Engagement ihres Unternehmens.
Herr Brillmann, Sie bieten Ihren Kundinnen und Kunden hochwertige Lebensmittel und Alltagsgüter zu günstigen Preisen. Welchen sozialpolitischen Beitrag wollen Sie damit leisten und wie beschreiben Sie Ihre Vision?
Wolfgang Brillmann: Unsere Vision: Würde, Teilhabe und Nachhaltigkeit vereinen
Die soogut Sozialmärkte stehen für Hilfe zur Selbsthilfe. Unser Ziel ist es, Menschen in herausfordernden Lebenssituationen einen selbstbestimmten Einkauf zu ermöglichen – würdevoll und leistbar. Darüber hinaus schaffen unsere Restaurants und Cafés Orte der sozialen Teilhabe. Gleichzeitig leisten wir mit der Rettung hochwertiger Lebensmittel einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz. Unsere Vision ist eine Gesellschaft, in der Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Chancengleichheit Hand in Hand gehen.
Auch die ökologische Komponente spielt eine zentrale Rolle in Ihrer Tätigkeit. Wie gelingt es Ihnen sich für die Wertschätzung von Lebensmitteln einzusetzen?
Wolfgang Brillmann: „Lebensmittel sind wertvoll – und genau dieses Bewusstsein wollen wir fördern.“
Unsere Arbeit geht über den Verkauf hinaus: Wir setzen auf Bildung und Sensibilisierung. Durch Workshops und Vorträge in Kindergärten und Grundschulen vermitteln wir den jüngsten Generationen einen verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln. Schüler und Schülerinnen der Unter- und Oberstufe erhalten durch Exkursionen und Projekte wie z.B. VERA – Lernen durch Engagement, die Möglichkeit, unser Konzept hautnah zu erleben und aktiv mitzuarbeiten.
Auch Erwachsene sprechen wir gezielt an: In Zusammenarbeit mit Unternehmen setzen wir CSR-Projekte um, bei denen Mitarbeitende für einen Tag freigestellt werden, um sich in unseren Sozialmärkten zu engagieren. So erleben sie aus erster Hand, wie wertvoll der achtsame Umgang mit Lebensmitteln ist – ein Bewusstsein, das sie in ihren Alltag und ihr Unternehmen weitertragen können.
Alle Beteiligten, die direkt an unseren Standorten mitarbeiten, sind immer wieder begeistert davon, wie ähnlich das Einkaufserlebnis im soogut-Sozialmarkt, dem in einem herkömmlichen Supermarkt ist und zugleich überrascht, wie viele Menschen dieses Angebot des günstigen Einkaufs nutzen.
Die Unterstützung von Unternehmen durch Warenspenden ist für die soogut Sozialmärkte von besonderer Bedeutung. Im Netzwerk des Lebensmittel Cluster Niederösterreich versuchen wir immer wieder neue Kontakte herzustellen und im Gespräch mit Lebensmittelproduzenten auf den Bedarf an Warenspenden hinzuweisen. Wie können Unternehmen, die Waren spenden möchten, mit Ihnen zusammenarbeiten?
Wolfgang Brillmann: „Gemeinsam Lebensmittel wertschätzen und soziale Verantwortung übernehmen.“
Die Unterstützung durch Unternehmen ist für uns essenziell. Wer überschüssige, aber einwandfreie Lebensmittel spendet, leistet einen wichtigen Beitrag – sowohl ökologisch als auch sozial. Dank unserer ausgeklügelten Logistik und zahlreicher Standorte können wir flexibel und bedarfsgerecht sowohl größere als auch kleinere Mengen übernehmen.
Regelmäßige Warenspenden helfen uns, unser Sortiment konstant zu erweitern und unseren Kundinnen und Kunden eine dauerhafte Auswahl zu bieten. Doch auch punktuelle Unterstützungen sind für uns von großer Bedeutung, da sie zur Vielfalt des Angebots beitragen. Wir organisieren die Abholung entweder direkt durch den nächstgelegenen Standort oder koordinieren sie zentral, um die Waren sinnvoll auf unsere Märkte zu verteilen.
Durch eine Zusammenarbeit mit soogut übernehmen Unternehmen aktiv soziale und ökologische Verantwortung und setzen ein starkes Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung. Wir freuen uns über neue Partnerschaften und stehen für eine unkomplizierte und effiziente Zusammenarbeit bereit!
Sozialmärkte verzeichnen eine steigende Nachfrage auf Kundenseite und sind andererseits mit rückläufigen Warenspenden konfrontiert. Was sind Ihre aktuell größten Herausforderungen und wie versuchen Sie diesen zu begegnen?
Wolfgang Brillmann: „Steigende Nachfrage trifft auf rückläufige Warenspenden – unsere aktuelle Herausforderung.“
Die gestiegene Zahl der Menschen, die auf die soogut Sozialmärkte angewiesen sind, zieht auch einen größeren Bedarf an Warenspenden mit sich. Diese sind jedoch leider - insbesondere im Bereich Obst und Gemüse - rückläufig – eine Entwicklung, die unsere Kundinnen und Kunden hart trifft. Frisches Obst und Gemüse war bisher ein wichtiger Bestandteil für sie, da es ohne große finanzielle Hürden zugänglich war. Doch gesunde Ernährung darf keine Frage des Einkommens sein.
Frische, nährstoffreiche Lebensmittel sind essenziell. Daher wünschen wir uns verstärkt Kooperationen mit landwirtschaftlichen Betrieben, um unsere Kundinnen und Kunden mit einer vielfältigen und ausgewogenen Auswahl versorgen zu können.
Ebenso gefragt sind lang haltbare Lebensmittel wie Reis, Nudeln, Mehl, Öl und Konserven sowie Hygiene-, Wasch- und Kosmetikprodukte.
Unser Ziel ist es, nicht nur günstige, sondern auch gesunde Lebensmittel bereitzustellen. Wir setzen auf neue Partnerschaften und ein starkes Netzwerk, um dieser Herausforderung aktiv zu begegnen und gemeinsam nachhaltige Lösungen zu finden.
Für den erfolgreichen Betrieb der Sozialmärkte und Verkaufsstellen sind neben fixangestellten Mitarbeitenden auch viele Freiwillige im Einsatz. In welchen Bereichen werden freiwillige Helfer eingesetzt und wie finden die Freiwilligen zu Ihnen?
Wolfgang Brillmann: „Freiwilliges Engagement – ein unverzichtbarer Beitrag für unsere Sozialmärkte.“
Der erfolgreiche Betrieb der soogut Sozialmärkte wäre ohne den Einsatz freiwilliger Helferinnen und Helfer nicht möglich. Tag für Tag unterstützen sie uns dabei, überschüssige Lebensmittel sinnvoll zu verwerten und armutsgefährdeten Menschen den Zugang zu leistbaren Produkten zu ermöglichen.
Die Einsatzbereiche sind vielfältig: Freiwillige helfen bei der Abholung der Waren, sortieren Obst und Gemüse, betreuen die Regale, unterstützen im Lager, kümmern sich um Brot- und Gebäcksspenden oder engagieren sich in unserer Second-Hand-Abteilung und Küche. Jede helfende Hand trägt dazu bei, dass unsere Märkte reibungslos funktionieren. Die Verantwortung für sämtliche Arbeitsabläufe bleibt dabei stets bei unseren hauptangestellten Mitarbeitenden, die die Freiwilligen begleiten, anleiten und unterstützen.
Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus? Gibt es neue Projekte oder Initiativen, die Sie starten möchten?
Wolfgang Brillmann: „Zukunftspläne: Nachhaltige Lösungen für eine beständige und flächendeckende Versorgung“
Angesichts der rückläufigen Warenspenden, insbesondere bei Obst und Gemüse, suchen wir verstärkt nach neuen Kooperationen mit landwirtschaftlichen Betrieben. Eine zentrale Frage dabei ist: Wie können wir überschüssige Erzeugnisse, die auf den Feldern verbleiben, weil sie nicht den Anforderungen des Handels entsprechen, gezielt für unsere soogut Märkte nutzbar machen?
Wir möchten gemeinsam mit Landwirtinnen und Landwirten Möglichkeiten ausloten – sei es durch die direkte Übernahme von Ernteüberschüssen oder die Nutzung ungenutzter Ackerflächen für den gezielten Anbau von Lebensmitteln für soogut. Diese Initiativen würden nicht nur eine nachhaltige Verwertung sicherstellen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur sozialen Verantwortung leisten.
Parallel dazu möchten wir unsere Bildungsarbeit intensivieren. Es ist uns ein großes Anliegen, bereits Kindern und Jugendlichen den achtsamen Umgang mit Lebensmitteln sowie den sozialen Wert von Solidarität und Teilhabe näherzubringen. Durch Workshops, Exkursionen und Praxisprojekte in unseren Märkten wollen wir junge Menschen für verantwortungsvolles Handeln sensibilisieren und Einblicke in die gesellschaftliche Bedeutung unserer Arbeit geben.
Unser Ziel bleibt es, auch in Zukunft für unsere Kundschaft da zu sein, ihnen eine möglichst breite Auswahl an leistbaren Lebensmitteln zu bieten, sie finanziell zu entlasten und eine flächendeckende Versorgung zu schaffen.
Wir wünschen Ihnen für Ihr Engagement und für Ihre Tätigkeit in den soogut-Sozialmärkten weiterhin viel Kraft und Erfolg und die anhaltende Unterstützung durch Warenspenden von bestehenden und zukünftigen neuen Kooperationspartnern!
Danke für das Gespräch!
Zur Person:
Wolfgang Brillmann – Ein Geschäftsführer mit Herz und Weitblick
Wolfgang Brillmann ist nicht nur Geschäftsführer der soogut Sozialmärkte, sondern auch eine treibende Kraft in der Armutslinderung, Lebensmittelwertschätzung, Achtsamkeit und Gerechtigkeit. Mit langjähriger Erfahrung und großem sozialen Engagement setzt er sich dafür ein, dass armutsgefährdete Menschen in Würde einkaufen können und überschüssige Lebensmittel sinnvoll genutzt werden. Ein zentraler Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Bewusstseinsbildung – durch Vorträge in Schulen, Kooperationen mit Unternehmen und den kontinuierlichen Ausbau eines starken Netzwerks. Sein Ansatz: Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung gehen Hand in Hand – und gemeinsam lässt sich viel bewirken.
Wer sich engagieren möchte, kann sich direkt an den nächstgelegenen Standort wenden oder über oeffentlichkeit@soogut.at bzw. 0676 880 44 654 Kontakt aufnehmen. Jede Stunde Zeit, die gespendet wird, macht einen Unterschied – und wir sind dankbar für jede Unterstützung!


