Clusterpartner im fokus – flotte lotte gmbh - daniel ruttinger
Lebensmittel sind kostbar – eine alte Weisheit, welche viele schon seit Kindheitstagen an begleitet. Besonders jetzt, wenn Klimawandel, Flächen- und Ressourcenverbrauch tägliche Themenstellungen medialer Berichtserstattung sind. Ein Unternehmen, welches das Thema „Verarbeitung überschüssiger Mengen von Obst und Gemüse“ zu seinem Kerninhalt gewählt hat, ist Clusterpartner Flotte Lotte aus Zwettl. Eine nachhaltige Idee, die das Unternehmen kontinuierlich wachsen lässt. Welche Ziele Daniel Ruttinger täglich motivieren, lesen Sie im folgenden Interview!
Herr Ruttinger, das Unternehmen Flotte Lotte ist seit etwa einem Jahr Clusterpartner im Lebensmittel Cluster Niederösterreich und engagiert sich aktuell gleich in zwei Projekten. Der Fokus dieser Projekte liegt Im Bereich der Nachhaltigkeit, genauer gesagt in den Bereichen Convenience, betreffend das Innovationscamp „GreenFood2go“ und Verpackungsmaterialien im Innovationscamp „SPICE“. Wieso haben Sie sich zur Mitarbeit, in diesen beiden Projekten entschieden? Welche Vorteile sehen Sie in der Zusammenarbeit in Kooperationsprojekten?
Die beiden Innovationscamps (GreenFood2Go und SPICE) stellen zwei Themengebiete dar, die uns in unserer Arbeit unmittelbar betreffen. Große Teile unserer Produkte sind hauptsächlich im Bereich Convenience angesiedelt. Dies spricht vor allem unsere Zielgruppe - berufstätige Menschen mit wenig Zeit und einem Bedarf an gesunder Ernährung an. Daher bietet sich „GreenFood2Go“ an, um unsere Produkte weiterzuentwickeln und die Zielgruppe besser zu definieren. Sowohl der Inhalt, als auch die Möglichkeit zur Vernetzung, bieten uns große Chancen für die Zukunft.
Der Inhalt des Innovationscamps „SPICE“ wird uns vor allem in der Zukunft begleiten. Hier eine Aussicht auf zukünftige Regulierungen zu erhalten und uns Wissen aneignen zu können, welches wir uns ansonsten mühsam zusammensuchen und erarbeiten müssten, spricht neben den Netzwerkmöglichkeiten für unsere Teilnahme am Projekt. Ich bin schon sehr gespannt, was wir uns schlussendlich in beiden Projekten erarbeiten können und in unsere Tätigkeit bzw. unsere Produkte integrieren können.
Das Unternehmen Flotte Lotte hat eine besondere Entstehungsgeschichte hinter sich. Wie sind Sie zum Einkochen von Obst und Gemüse gekommen?
Ja in der Tat spannend – die Gründungsmitglieder stammen ja hauptsächlich aus dem Sozialbereich und wir mussten uns alles von Grund auf aneignen. Ich bin auch stolz darauf, was wir in den letzten Jahren alles erreicht haben. Mittlerweile haben sich unsere Strukturen vom Verein hin zu einer eigenen GmbH gewandelt. Mit Jahresbeginn durfte ich die GmbH vom Verein übernehmen und ich bin schon gespannt, wohin uns unsere Reise führen wird.
Zum Einkochen von Obst und Gemüse kamen wir über einen Artikel in einer Zeitschrift aus England, die unsere Vereinsobfrau im Urlaub 2015 gelesen hat. Da wir schnell gemerkt haben, welche Mengen an Überschüssen es im Bereich Obst und Gemüse gibt, die nicht den Handelsnormen entsprechen und da Menschen immer gerne Essen und Trinken, war die Idee schnell geboren diese Überschüsse haltbar zu machen und zu vertreiben.
Wie finden Sie Ihre Obst- und Gemüselieferanten? Gibt es einen Maximalradius, welchen Sie bedienen können? Welche Mengen Rohware verarbeiten Sie jedes Jahr mit Ihrem Team?
Angefangen hat alles bei einem Gespräch mit der Kastner Gruppe in Zwettl, mit der wir immer noch zusammenarbeiten. In den letzten Jahren kam vermehrt der Kontakt zu den Landwirten zustande, dies ist sinnvoll, da dort die meisten Überschüsse anfallen und wir für eine gewinnbringende Produktion auch auf ausreichend große Mengen angewiesen sind. Unsere Kontakte und unser Wirkkreis erstreckt sich aktuell vor allem auf NÖ und Wien. Wir haben auch gute Kontakte nach Oberösterreich und es zeichnen sich aktuell zusätzliche Kontakte ins Burgenland und die Steiermark ab. Wobei sich hier immer die Frage der Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit in Bezug auf die Logistik stellt. Andererseits gibt es auch hier Mittel und Wege. Übers Reden kommen die Leute zusammen und es findet sich immer die eine oder andere Leerfahrt in der Logistik.
Welche Ziele, mit Blick auf eine nachhaltige Unternehmensentwicklung, sind Ihnen besonders wichtig? Wo möchten Sie in den kommenden Jahren Ihren Fokus hinlenken?
Langfristig wäre es schön zu sehen, dass wir unsere Ressourcen im Land wertschätzen und vorhandene Nebenströme auch nutzen – schlussendlich sprechen wir, je nach Rohstoff von 10% - 30%, die es aus verschiedenen Gründen nicht vom Feld zum Endkunden schaffen. Wenn man betrachtet wie viele Ressourcen, beispielsweise Treibstoff, Dünger, Wasser oder Arbeitszeit hier vergeudet werden, kann man eigentlich nur den Kopf schütteln.
Wir haben die letzten Jahre bei allen Gelegenheiten versucht darauf aufmerksam zu machen und die Thematik aufzuzeigen. Langsam, aber sicher entwickeln sich verschiedene Projekte und Initiativen, die Politik und die Gesellschaft sind auf die Problematik aufmerksam geworden. Hier gibt es noch viel Potential, wir haben selbst auch noch einiges an Ideen – die Umsetzung als kleiner Betrieb erfordert aber einiges an Ressourcen und F&E Arbeit, die allein gar nicht so leicht zu stemmen sind.
Wie würden Sie sich eine nachhaltige Entwicklung der Lebensmittelbranche vorstellen können? Welche Wünsche hätten Sie an diese Entwicklung?
Die Lebensmittelbranche ist ein hochkomplexes Gebilde, dass über die Jahrzehnte gewachsen ist. Da kommen mehrere heikle Thematiken zusammen, grundlegend bin ich sowohl aus Konsumenten- als auch aus Produzentensicht für mehr Transparenz. Unsere Grundnahrungsmittel sind ein über Jahrtausende erworbenes Kulturgut und sollten auch als solches betrachtet werden. Gerade die Kostenwahrheit wird über diverse Subventionen und Förderungen verzerrt, die Nahrungsmittel scheinen keinen Wert mehr zu besitzen und der Konsument wird mit einer Vielzahl an teilweise hochverarbeiteten Produkten konfrontiert.
Ich wünsche mir für die Zukunft mehr hochwertige Produkte von kleinen bis mittelgroßen regionalen Betrieben, ein gutes Netzwerk unter diesen und eine gute Zusammenarbeit mit dem Handel als Schnittstelle zum Konsumenten.